Rheinkraftwerke: St. Galler Regierung hält sich nicht an Vereinbarungen
Der Plattform Lebendiger Alpenrhein gehören der WWF, Pro Natura, die Liechtensteinische Gesellschaft für Umweltschutz und der Naturschutzbund Vorarlberg an. Die Plattform kritisiert die Antwort der St.Galler Regierung auf die Interpellation «Abschnitt Ellhorn am Alpenrhein: Rheinaufweitung oder Stromturbinen im Rinnsal?»
Der Bund hat einen «Runden Tisch Wasserkraft» einberufen und dort mit den Kantonen, den Energieversorgern und den Umweltverbänden eine Liste von Wasserkraftprojekten ausgearbeitet. An diesem «Runden Tisch» wurden 15 Projekte ausgewählt, welche «die energetisch meistversprechenden Projekte» sind, die «gleichzeitig mit möglichst geringen Auswirkungen auf die Biodiversität und die Landschaft umgesetzt werden können». Damit gaben die Schutzverbände ihr Einverständnis zur weiteren Wasserkraftnutzung, obschon heute bereits 95% der Gewässer genutzt werden.
Die Rheinkraftwerke sind nicht auf dieser Liste zu finden, da sie nur sehr wenig Winterstrom produzieren würden, dafür Natur und Umwelt stark schädigen. Die St. Galler Regierung erwartet künftig mehr und zuverlässig verfügbaren Winterstrom durch Rheinkraftwerke. Die erwartete Zunahme um wenige Prozente ist aber kaum relevant; Staustufen am Alpenrhein leisten keinen nennenswerten Beitrag gegen die Winterstromlücke, denn es lässt sich nur wenig Wasser speichern. Wir brauchen aber vor allem Speicherstrom, also flexibel einsetzbaren Strom, wenn Solar- und Windkraft wenig effizient sind.
Staustufen am Alpenrhein haben deshalb kaum Realisierungschancen. Trotzdem erwähnt die St.Galler Regierung die «Gemeinsame Erklärung des Runden Tisches Wasserkraft» nicht einmal. Sie schlägt nun Abklärungen für ein Projekt vor, das kaum Winterstrom produziert, dafür die Biodiversität und die Landschaft massiv schädigen würde.
Heute ist ein grosser Teil der Tier- und Pflanzenarten, die in oder an Gewässern leben, gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Die ökologische Situation am Alpenrhein ist desaströs. Die Seeforelle war in den 80ern kurz vor dem Aussterben und hat sich dank umfassenden und teuren Rettungsaktionen der Behörden im Einzugsgebiet just etwas erholt. Es ist offensichtlich, dass eine «nachhaltige Nutzung der Wasserkraft» nicht mit der Revitalisierung des Alpenrheins vereinbar ist. Die Nutzung steht in Konflikt mit den Gewässerschutzvorschriften und würde die desolate Situation noch verschärfen, obschon sich der Alpenrhein in einem sanierungspflichtigen Zustand befindet.
Klar ist ausserdem, dass neue Staustufen im Rhein die Menge und Qualität der Grundwasservorkommen negativ beeinflussen würden. Im langen Rückstau verschlammt die Gewässersohle nämlich und verhindert den Eintritt von Flusswasser ins Grundwasser. Folglich würde der Grundwasserspiegel absinken, was negative Konsequenzen hätte für die Landwirtschaft und für die umliegenden Grundwasser gespiesenen Gewässer wie z.B. den Giessen.
Die Plattform Lebendiger Alpenrhein erwartet von der Regierung, dass sie die vorgesehenen Aufweitungen am Alpenrhein nun zügig realisiert, sich an die getroffenen Vereinbarungen und an die geltenden Umweltgesetze hält und vor allem: Dass sie aufhört, Rheinkraftwerke zu propagieren, weil das nicht mehr sind als Luftschlösser, die Energiekrise nicht lösen und die Biodiversitätskrise verschärfen.
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Kontaktpersonen:
WWF St.Gallen, Lukas Indermaur, Geschäftsführer, +41 71 221 72 32, @email
Pro Natura St.Gallen-Appenzell, Corina Del Fabbro, Geschäftsführerin, +41 71 260 16 65, @email
Liechtensteinische Gesellschaft für Umweltschutz, Elias Kindle, Geschäftsführer, +423 232 52 62, @email