10.04.2019

Ade Goldrute – such' dir einen anderen Ort, aber nicht das Kaltbrunner Riet

Mit vereinten Kräften startet Ende April im Kaltbrunner Riet die diesjährige Bekämpfung der Spätblühenden Goldrute. Die invasive Pflanzenart wächst in grossen Teilen des Riets. Ohne Bekämpfung droht der Verlust wertvollen Lebensraums für einheimische Pflanzen und Tiere. Deshalb wird die Art auch im 2019 wieder intensiv bekämpft.

Wunderschön anzuschauen ist sie, die Spätblühende Goldrute mit dem imposanten lateinischen Namen "Solidago gigantea". Imposant ist auch ihr Ausbreitungsvermögen. Im Kaltbrunner Riet konnte sie sich auf vielen, insbesondere trockeneren Flächen etablieren und verdrängt dort die einheimischen Rietpflanzen. Besonders kommt ihr die in Flachmooren übliche extensive Nutzung mit einem einzigen Streuschnitt im Herbst entgegen. Als spätblühende Art kann sie nur so zur Blüte und zur Samenreife gelangen. Aber auch unterirdisch kann sie sich, einmal im Gebiet angelangt, mittels ihrer Rhizome hervorragend ausbreiten.

Das Problem wurde schon länger erkannt. Seit 2013 wird die Goldrute im Riet bekämpft; die ersten fünf Jahre versuchsweise auf ausgewählten Flächen. Dabei wurde erkannt, dass die Goldrute auf bekämpften Flächen zurückgeht, während sie sich auf nicht bekämpften Flächen weiter ausbreitet. Das hat den Kanton dazu bewogen, die finanziellen Mittel zur Goldrutenbekämpfung im Riet zu erhöhen. Seit 2018 wird die Goldrute unter der Leitung von Pro Natura St. Gallen-Appenzell nun noch intensiver bekämpft, so auch dieses Jahr. Anfang Mai mähen Landwirte mit einem vom Kanton bewilligten Frühschnitt Flächen, auf denen fast ausschliesslich Goldruten vorkommen. Asylsuchende und Freiwillige, seien es Schulklassen, Ortsparteien oder Ortsbürger, reissen in den weniger stark befallenen Flächen Goldruten einzeln aus. Um die Rietbewohner möglichst wenig zu stören, werden die Einsätze gut koordiniert. So werden Teilflächen jeweils möglichst an einem Tagen intensiv bekämpft, danach aber nicht mehr betreten. Wird das sehr seltene Braunkehlchen beim Brutgeschäft beobachtet, wird die Bekämpfung auf dieser Teilfläche sofort gestoppt. Das ist besonders wichtig, weil das Braunkehlchen ein sogenannter Bodenbrüter ist, der sein Nest direkt auf dem Boden baut und somit sehr sensibel auf Störungen reagiert. Zum Schutz des sehr seltenen Moorbläulings, einer Schmetterlingsart, der seine Eier auf den spätblühenden Lungenenzian legt, werden die entsprechenden Flächen im Spätsommer nur mit fachkundigen Personen bekämpft.

Die Goldrutenbekämpfung ist ein langwieriges und arbeitsintensives Unterfangen. Die Pflanze muss über Jahre bekämpft werden, damit sie erfolgreich zurückgedrängt wird. Die Geschäftsstelle des Kaltbrunner Riets ist dafür auf Mithilfe der Landwirte und anderer Organisationen angewiesen. Auch die Standortgemeinden haben ihre Mithilfe zugesichert: Uznach mit einem ehrenamtlichen Bürgereinsatz, Kaltbrunn, Benken und Schänis mit Flüchtlingen und Asylsuchenden. Das Amt für Natur, Jagd und Fischerei des Kantons St. Gallen hat die nötigen Bewilligungen erteilt und finanziert die Massnahmen.

Weitere Auskünfte:
Dr. Corina Del Fabbro, Geschäftsstellenleiterin des Kaltbrunner Riets 
071 260 16 65, @email

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Die gelb blühenden Goldruten sind im Kaltbrunner Riet weit verbreitet und drohen die geschützte Rietvegetation zu verdrängen (Foto: Pro Natura St. Gallen-Appenzell)

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