Fürstentum Liechtenstein tötete rund zwei Dutzend Biber
In Liechtenstein wurden in den letzten Jahren insgesamt rund zwei Dutzend Biber teils gefangen und getötet, teils direkt erschossen. Biber können vom Wasser her Dämme unterhöhlen. Dort, wo sich Murgänge ih-ren Weg ins Tal bahnen, können unterhöhlte Schutzwälle oder -dämme eine Gefahr für die Umgebung wer- den. Dies anerkennen auch die Umweltorganisationen in Liechtenstein und dem angrenzenden Kanton St. Gallen.
Der WWF St. Gallen und Pro Natura St. Gallen-Appenzell protestieren trotzdem aufs Schärfste gegen dieses Vorgehen, das fast schon an eine Massentötung herankommt. Dies aus folgenden Gründen: In den letzten Jahren wurde in der Schweiz bisher kein Biber durch Anordnung der Behörden abgeschossen. Dort, wo der Biber erheblichen Schaden anrichtete, etwa bei Dämmen und anderen sensiblen Stellen, wurden bauliche Massnahmen getroffen. So wurden beispielsweise Netzgitter installiert, die es den emsigen Naturarchitekten unmöglich machten, durchzudringen. Diese vorbeugenden Massnahmen sind sehr wichtig. Die zuständigen Behörden müssen mithelfen, damit ein Nebeneinander von Tier und Mensch möglich ist. Dies umso mehr, als vom Wirken des Bibers viele andere Tierarten profitieren.
Liechtenstein ist ein Unterzeichnerstaat der Berner Konvention, die auch den Biberschutz beinhaltet. Nach dieser Konvention ist es nur in Ausnahmefällen gestattet, geschützte Tiere zu töten. Bei der Liquidierung von so vielen Bibern kann nicht mehr von Ausnahmefällen, sondern muss von einer neuen Regel gesprochen werden. Liechtenstein hat es bisher versäumt, ein Biberkonzept auf die Beine zu stellen. Das Thema wurde in der Landesverwaltung offensichtlich weder vom Amt für Umwelt, noch vom Amt für Bevölkerungsschutz ernsthaft in Angriff genommen. Man hätte mit baulichen Massnahmen die Schutzwälle längst so befestigen können, dass die Tiere keine Schäden mehr anrichten können. Diese Befestigungen kosten Geld, doch diese sind für ein mitteleuropäisches Land absolut zumutbar. Aber abschiessen ist offensichtlich billiger, jedoch keine nachhaltige Lösung, denn es werden weiterhin Biber einwandern. Für die Umweltorganisationen ist dies ein abschreckendes Beispiel eines despektierlichen und unethischen Umgangs mit der Natur.
Pro Natura St. Gallen-Appenzell und WWF St. Gallen
Auskunft zu dieser Medienmitteilung geben:
Dr. Claudia Friedl, Biologin/Vorstandsmitglied WWF St. Gallen, St. Gallen, 079 771 90 79, @email
Barbara Vincenz, Zoologin/Vorstandsmitglied WWF St. Gallen, Buchs, 079 757 65 94, @email
Dr. Christian Meienberger, Zoologe/Geschäftsführer Pro Natura St. Gallen-Appenzell, St. Gallen, 071 260 16 65, @email